Mittsommer-Magie in Südschweden

Warum der längste Tag des Jahres in Skåne gefeiert werden sollte

Die Feierlichkeiten rund um die Sommersonnenwende, „Midsommarfirande“, stehen in Schweden nach den Weihnachtstagen auf Platz zwei der bedeutendsten Festivitäten. Auch wenn rund um den längsten Tag des Jahres im ganzen Land gefeiert wird, sind es die lokale Prägung von Mythen und Menüs sowie die Menschen, die den alten Traditionen und neuen Ritualen in der Provinz Skåne einen besonderen Charme verleihen. Dabei spielen Heringe, Spirituosen, Tau und Blumen (im Haar und unter dem Kopfkissen) eine ganz besondere Rolle.

Mittsommer – ein uralter Brauch

Die ersten Abbildungen von Maibäumen stammen aus dem 17. Jahrhundert. Der sogenannte „Midsommarstång“, ein Holzkreuz, das gemeinschaftlich mit Birkenlaub, Blumen, bunten Bändern und zwei großen Kränzen geschmückt wird, ist wahrscheinlich eine schwedische Interpretation des deutschen Maibaums. Genau wie die Maibäume werden auch die belaubten Holzkreuze auf dem Dorfplatz – oder alternativ einer öffentlichen Wiese – aufgestellt, so dass die Einheimischen darum tanzen und musizieren können. Aufgrund der Wetterlage wird die Zeremonie allerdings nicht im Mai, sondern erst zur Sommersonnenwende gefeiert, denn im Juni sind die Nächte in Schweden lang, hell und warm. Aus praktischen Gründen wird Mittsommer seit den 1950er Jahren am Mittsommerabend gefeiert, der immer auf den Freitag zwischen dem 19. und dem 25. Juni fällt. Dieses Jahr ist es der 23. Juni.

Die Kraft der Natur und mystische Rituale

Laut der bäuerlichen Folklore ist speziell die Mittsommernacht magisch, denn die Natur entfaltet an diesem Abend ihre volle Kraft. Die Grenze zwischen der menschlichen Welt und dem Reich des Übernatürlichen ist in dieser Nacht fließender, heißt es in den alten Schriften. Wer barfuß durch den Mittsommertau geht, so heißt es weiter, bleibt das ganze Jahr über stark und gesund. Außerdem lasse der Tau Brot und Bier gut gären. Gesundheit und Kraft versprächen auch das Wasser besonderer Johannisquellen und das Sammeln von Heilpflanzen. Auch heute noch spielen Blumen im Mittsommerritual eine wichtige Rolle: In aller Stille werden von jungen Mädchen zumeist sieben oder neun Blumen gepflückt, die unter das Kopfkissen gelegt werden, um von dem Zukünftigen zu träumen. Außerdem dienen Blumen als Tischdekoration, werden in Form kleiner Sträuße als Gastgeschenke überreicht und als Haarkranz getragen.

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Das Mittsommer-Rahmenprogramm

Wer Skåne rund um Mittsommer besucht, kann sich in verschiedenen Örtlichkeiten auf die Feierlichkeiten einstimmen: Zum Beispiel am 23. und 24. Juni in Fredriksdal, einem Freilichtmuseum mit botanischem Garten. In Trachten gekleidete Tänzer und Fiedler lassen die Traditionen mit Aufführungen und Spielen sowie Tanz- und Musikeinlagen rund um den Maibaum vor der stimmungsvollen, historischen Kulisse aufleben. Das bekannteste aller Mittsommerlieder ist Små Grodorna (Schwedisch: Kleine Frösche), zu dem sich die Tänzer hüpfend und quakend um den Maibaum drehen.

Im Restaurant Kvarteret Erikstorp, das sich in dem kleinen Fischerort Borstahusen nahe des Stadtzentrums von Landskrona befindet, stehen am 23. Juni besondere Leckereien in Buffetform auf dem Menü. Zu den beliebten Spezialitäten gehören unter anderem Matjes- und Senfhering, Lachs, warmer Kartoffelsalat und selbstverständlich Erdbeeren mit Vanillecreme und Kekskrümeln. Übernachtungstipp: der Campingplatz von Mötesplats Borstahusen im Strandwald direkt am Öresund.

Schloss Sofiero wurde 1866 für den schwedischen Prinzen Oscar und seine Frau Sophia von Nassau erbaut. Das jährliche Mittsommerfest auf Sofiero wurde von der königlichen Familie ins Leben gerufen, die an diesem Tag Freunde und Nachbarn zu einem gemeinsamen Fest einlud. Der Schlosspark, der zu den schönsten Europas zählt, ist auch heute noch ein beliebter Ort für Mittsommerfeste.

In Bosjökloster, einem ehemaligen Nonnenkloster aus dem 12. Jahrhundert am Ufer des Sees Ringsjön, beginnen die Feierlichkeiten am 23. Juni mit dem gemeinsamen Aufstellen des Maibaums, gefolgt von Spielen und Tänzen vor der Kulisse des Sees. Der Park rund um das heutige Schloss ist ein beliebtes Erholungsgebiet, das für seine herrlichen Blumengärten und seine 1000-jährige Eiche bekannt ist.

Ganz spezielle Gaumenfreuden

Die Kulinarik ist beim Mittsommerfeiern in Skåne mindestens so wichtig wie Maibäume und Blumen: Traditionell kommen eingelegter Hering, Dillkartoffeln, Lachs, Knäckebrot und Käse auf den Teller. Und zum Nachtisch Erdbeeren mit Sahne. Dazu gibt es Bier und Schnaps, begleitet von ausgelassenen Trinkliedern. Das beliebteste Lied ist “Helan går”, was soviel bedeutet wie “Das Ganze geht runter”. Die Spirituosen kommen zum Beispiel von „Spirit of Hven Backafallsbyn“. Das Unternehmen auf der Insel Ven, die über ein optimales Klima für die Alkoholproduktion verfügt, umfasst eine Destillerie, ein Hotel, ein Gourmetrestaurant und einen Pub. Seit 2008 wird im Familienbetrieb Whiskey, Vodka, Gin und Aquavit hergestellt. Die traditionelle Käsebeilage lässt sich unter anderem von Soldattorpets Mejeri in Hyby beziehen. Die Produkte der innovativen Gründer Maria Tuvesson-Lindgren und Carlos Lindgren haben bereits nationale Preise als auch Auszeichnungen bei internationalen Weltmeisterschaften erhalten und können vor Ort auf der Farm und in anderen Teilen des Landes gekauft werden.
Weitere Informationen über Skåne gibt es unter: https://visitskane.com/de.

Bilder: Carolina Romare/imagebank.sweden.se
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