Reportage

Atemlos! Berauscht! Für ein paar Stunden drängt die Sonne  sich durch die dichte Wolkendecke und macht die Sicht frei. Die Sicht auf ein atemberaubend schönes Alpenpanorama, auf tief verschneite Hänge und Pisten mit herrlichem Neuschnee. Wir nutzen jede Sekunde! Rauf mit der Galzigbahn. Hinunter ins Tal. Hinauf mit der Gampenbahn. Hinuter ins Tal. Ein paar Stunden lang macht das Skigebiet St. Anton klar, warum es weltweit berühmt und beliebt ist: Grandios ist das Skigebiet. Für jedes Skilevel ist eine Piste dabei. Wir nutzen unser Sonnenfenster und wedeln die anspruchsvollen Pisten hinunter. Die Gaudi beim Fahren maximal!

Wir sind an einem Wochenende angereist, an dem Frau Holle es so ganz besonders gut mit uns meint. Dichte weiße Flocken rieseln vom Himmel und geben St. Anton eine verzauberte Note. Genau so muss Winterwonderland aussehen. Bei der Anreise lerne ich meinen Allrad-Wagen lieben. Trotz Schneematsch und Eis lässt er sich nicht aus der Spur bringen.

Der Check-in ins Hotel Schwarzer Adler entlohnt für die anstrengende Anfahrt über den verschneiten Fernpass. Mein Zimmer ist eine Suite, großzügig groß, mit neuem Bad, großem Balkon und gemütlicher Sitzecke. Schade, dass ich nur ein paar Tage hier verbringen werde. So inmitten der Arlberger Alpen könnte man bei diesem Ambiente glatt den ganzen Winter bleiben.

Trotz dichten Schneetreibens wollen wir hinauf auf den Berg. Skilehrer Jochen, ein waschechter St. Antoner, hat keine Mühe, uns zu motivieren. Vier Lifte sind geöffnet. Das riesige Skigebiet mit über 300 Pistenkilometer werden wir diese Tage nicht erkunden können. Sturmböen am Gipfel lassen es nicht zu. Doch dem Neuschnee können wir nicht widerstehen. Die Buckelpisten haben es unseren erfahrenen Skifahrern angetan. Die vorsichtigen Fahrer nehmen die “blaue” Variante. Nach ein paar Stunden – die Sicht wird zunehmend schlechter – wir entscheiden uns für den Einkehrschwung in die Galzig Verwallstube.

Haubengenuss auf der Piste

Wie der Name verrät befindet sich die Verwallstube an der Bergstation der Galzigbahn. Auf 2085 Höhenmeter kann man in der gemütlichen Stube von Maitre Manfred Fahrner Haubenküche genießen. Fahrner ist Gastronom mit Leib und Seele. Bei einem Gläschen Wein gesellt er sich zu uns und erzählt – von Prinzessin Caroline von Monaco, die er stolz zu seinen Stammgästen zählt. “Da in der Ecke sitzt sie immer”, deutet er. “Sie mag meinen Schnupftabak”, erzählt er mit einem Schmunzeln während er aus seiner Box schnupft.

Ich wähle  den Wilden Cappucchino, eine Maroni Schaum Suppe mit Steinpilzen. Danach das Sashimi vom Yellow Fin Thunfisch mit einem Sprossensalat. Und obwohl ich während des Skitages eigentlich keinen Alkohol trinken wollte, kann ich zu Manfreds Champagnereinladung nicht Nein sagen. Das Essen: ein Gedicht! Und Manfreds Geschichten: eine charmante Art, dem Schneesturm zu entfliehen. Seit 28 Jahren betreibt Manfred die Verwallstube. “Ich wollte weg von der typischen Pommesbude auf der Piste”, erzählt er. “Ich wollte ´was tolles machen!” Seine Vision hatte Erfolg. 1995 kam die erste Haube; 1997 dann die zweite dazu. “Jeden Tag sind wir ausgebucht. 4000 Flaschen guten Weins verkaufen wir im Winter.” “Die Verwallstube ist mein zweites Baby”, so Manfred weiter. “Mein erstes Kind, mein Sohn, wird bald in meine Fußstapfen steigen und die Verwallstube übernehmen.”

Im Nu sind ein paar Stunden um und wir begleiten Manfred samt Team in der Gondel zum Tal – bei einem Gläschen Champagner. Stilgerecht.

Am kommenden Tag bessert sich das Wetter ein wenig. Wir nutzen den Hauch der Sonne und fahren. Nonstop. Die vorherrschende Sprache auf der Piste ist englisch. Viele Australier verbringen ihre Sommerferien hier in St.  Anton. Sie nehmen den 24-Stunden-Flug in Kauf, um hier Ski zu fahren. “Wir sind drei Wochen hier in Europa”, erzählt eine australische Familie in der Gondel. “Zuerst waren wir in Italien. Jetzt sind wir hier und vor dem Heimflug besuchen wir noch München”, erzählt die junge Frau, die mit Mann und zwei Töchtern angereist ist.

St. Antons Pistenzauber ist sogar auf der anderen Seite unseres Globus´ bekannt. Kein Wunder. Das Städtchen ist bezaubernd. Die Hauptstrasse ist verkehrsberuhigt. Unser Hotel liegt zentral und nur ein paar Gehminuten vom Bahnhof entfernt. Es gibt viele Boutiquen – vor allem Skiausstatter – und natürlich eine Menge Après-Ski-Lokale. Doch nicht nur Gäste,die gerne feiern, kommen hier ganz auf ihre Kosten. Das kulinarische Angebot in St. Anton ist vorzüglich.

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Im Hotel Schwarzer Adler gibt es die 400 Jahre alte Tiroler Stube mit raffiniert verfeinerten einheimischen Spezialitäten. Jeden Bissen lassen wir uns genussvoll im Mund zergehen.

Besonders bezaubernd ist das Museum Restaurant. Das Museum, untergebracht in der geschichtsträchtigen Villa Trier, ist gelebte Geschichte. 1910 wurde es als Privathaus einer reichen Familie erbaut. Jedes Zimmer hat seinen eigenen Charme. Heute ist hier ein kleines und feines Museum zu St. Antons Geschichte untergebracht. Im Erdgeschoss ist das vorzügliche und gemütliche Restaurant untergebracht. Patrizia und Manuel führen das Restaurant im 3ten Jahr. Auch hier ist jeder Gang ein kulinarischer Hochgenuss.

In der Apres-Ski-Hütte Sennhütte (www.sennsationell.at) lernen wir Wirtin Tanja Senn kennen. Sie serviert zwar keine Haubenküche, doch schenkt sie voller Stolz ihren selbst gebrannten Schnaps aus – z.B. Löwenzahn- oder Zirbenschnaps. In Halftertaschen, die wie Kolttaschen an ihrem Gürtel hängen, hat sie ihre Lieblingsbrände parat. “Hausgemacht!” strahlt sie. Und während die Band in der Wirtsstube zur Après-Ski-Sause heißen Rock n´ Roll spielt erzählt Tina von ihrem Leben. Ihre Augen leuchten. “Ich bin eine Partymaus. Ich liebe es, jeden Abend die Bude voll zu haben. Ich feiere mit meinen Gästen und die fordern meine Anwesenheit. Wenn ich mittrinken muss, wähle ich  den Löwenzahn-Schnaps. Der ist herrlich mild.” Die 42jährige scheint Energie für sieben Leben zu haben. Im Winter jongliert sie Familie und ihre Ski-Hütte. Im Sommer bietet sie Kräuterwanderungen – auch für Kinder – an. Und sie hält den Weltrekord für das größte Edelweiß der Welt. Rund 107.126 Edelweiß pfanzte sie in Form eines riesigen Edelweiß an. Das Edelweiß mit einem Durchmesser von 20 Metern ist nun im Guinnesbuch der Weltrekorde vermerkt.

Am letzten Skitag begleitet Maris uns durchs Skigebiet. Maris kommt aus Seattle, Washington. “Meine Eltern wollten, dass ich mit, bevor ich mich beruflich niederlasse, Europa anschaue. Hier in St. Anton habe ich mich verliebt und bin geblieben”, erzählt er überglücklich. “Ich liebe eine Job als Skilehrer!” Maris wird St. Anton sicherlich nie wieder verlassen. Warum in die Welt hinaus ziehen, wenn die internationale Gemeinschaft hier versammelt ist.

Unsere letzte Abfahrt wird die schönste. Die Sonne teast uns, setzt sich zunehmend gegen die dicken Wolken durch. Der Neuschnee, das Panorama, das Skivergnügen. Herrlich! Das beste kommt bekanntlich zu guter Letzt. Oder sollte ich meine Suite einfach für den ganzen Winter verlängern?

Maria Burges, Januar 2018

Skigebiet St. Anton

Für seine alpine Schönheit, die Schneesicherheit bis in die Orte und die ausgezeichneten Pistenverhältnisse ist der Arlberg seit jeher bekannt. 88 modernste Bahnen und Lifte bieten höchsten Standard bei Sicherheit und Komfort. Richtungsweisend ist auch die ARLBERG-CARD, der wiederverwendbare High-Tech-Skipass, der berührunglos die Skilift-Zugänge öffnet.

305 km markierte Abfahrten für jedes Können, sportliche Herausforderungen auf 200 km Varianten im freien Gelände, Snowboard-Funparks, Carving Areas, permanente Rennstrecken und viele gemütliche Treffpunkte sorgen für Abwechslung und Vergnügen.

Infos zu St. Anton & Buchungen:

Tourismusverband St. Anton am Arlberg: www.stantonamarlberg.com

St. Anton am Arlberg bei Nacht. Foto: TVB St. Anton am Arlberg

Reportage: Maria Burges im Winter 2018

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